Prozesse + Produkte

„Fit for future“ mit geplanter Operation Excellence

Für den Gewinn des GEO-Awards im Rahmen des „Fabrik des Jahres“-Wettbewerbs war ein zentraler Faktor bei Ersa die ausgereifte Prozesslandschaft. Im Gespräch mit den Prozess-Verantwortlichen Joachim Brönner, Leiter Produktion, und Roland Diehm, Leiter Produktionsplanung.

Was war der Ausgangspunkt, die Prozesslandschaft bei Ersa weiterzuentwickeln und auf ein neues Niveau zu heben?

Joachim Brönner: Zunächst wollten wir sehen, wo wir im Wettbewerb stehen – das hatte für uns daher durchaus auch einen „sportlichen“ Anstrich. Es hat sich gezeigt, dass wir im Vergleich mit den Mitbewerbern ganz vorn dabei sind. Mit Blick auf frühere Sieger und Big Player wie Brose, Kärcher, Voith & Co. sind wir auf unser Abschneiden mächtig stolz!

Roland Diehm: Wir haben das Unternehmen mit unseren neu definierten Prozessen komplett auf starkes Wachstum ausgerichtet und „fit for future“ gemacht. Vor Inbetriebnahme unserer neuen Fertigung hatten wir bereits einer getakteten Fließfertigung in einer anderen Halle, die jedoch in manchen Bereichen eher den Charakter einer Werkstattfertigung hatte. In dem Zusammenhang haben wir das gesamte Unternehmen umstrukturiert, so dass wir saubere, transparente Prozesse aufsetzen konnten. Unterm Strich können wir so jederzeit sehen, wie der einzelne Auftragsstatus ist, und flexibel auf unvorhergesehene Abweichungen reagieren.

Joachim Brönner

Leiter Produktion Ersa GmbH, mehr als 27 Jahre aktiv für das Unternehmen, seit 03/2022 in Ruhestand

Roland Diehm

Leiter Produktionsplanung Ersa GmbH bis 02/2022, seit 03/2022 Leiter Produktion

Was waren die Ziele für die neuen Prozessansätze?

Joachim Brönner: Uns ging es darum, das magische Dreieck nachhaltig zu definieren – Kosten, Liefertreue und Qualität. Bei all unseren Prozessansätzen haben wir das wieder und wieder mit einbezogen. Dadurch ist es uns gelungen, die Durchlauf- und Lieferzeiten deutlich zu reduzieren, die Qualität zu verbessern und last, not least die Ergonomie und Arbeitssicherheit zu erhöhen. Nur ein kleines Beispiel: Die jetzigen Plattformen sind niedriger, so dass auch nicht so groß gewachsene Werker alle Montagepunkte gut erreichen.

Welche „Tools“ wurden für das neue Shopfloor-Management eingesetzt?

Joachim Brönner: Shopfloor-Management ist ein ganz wichtiges Tool für unsere Fertigung. Um das dauerhaft zu implementieren und zu leben, gehört für uns wesentlich auch die sorgfältige Auswahl und Ausbildung von Shopfloor-Multiplikatoren dazu, die an den Regelmeetings teilnehmen und als neutrale Beobachter mit ihrer empathisch-respektierenden Art sehr gutes Feedback geben.

Roland Diehm: Für das Shopfloor-Management ist zudem sehr wichtig, dass wir eine saubere Kaskade haben. Das fängt morgens mit der Besprechung zwischen Werkern und Wertstromleiter an – alles, was anfällt, soll in diesem Regelkreis gelöst werden. Gelingt dies nicht, wird zur Produktionsleitung eskaliert und weiter zum Auftragsboard, wo Kundenaufträge als Ganzes betrachtet werden. Vom Vertrieb bis zur Lieferung werden sämtliche Quality Gates abgefragt, einmal wöchentlich ist die Geschäftsleitung mit dabei. So haben wir immer kurze Entscheidungswege und alle Beteiligten sind nah am Thema.

Das Worker Information System (WIS) stellt alle benötigten Unterlagen zum aktuellen Auftrag bereit
Das Worker Information System (WIS) stellt alle benötigten Unterlagen zum aktuellen Auftrag bereit

Welche Rolle spielte das „Mindset“ an den Arbeitsplätzen?

Joachim Brönner: Uns ging es bei der neuen Fertigung darum, dass alle Beschäftigten das nötige Mindset mitbringen, Dinge neu und auch besser, effizienter zu machen und Verantwortung für den eigenen Bereich zu übernehmen. Natürlich sind das alle gute Facharbeiter, die aber zudem auch die ausgeprägte Bereitschaft mitbringen, sich mit neuen Methoden und Arbeitsmitteln engagiert auseinanderzusetzen. Die also eindeutig veränderungsbereit sind und den Willen haben, sich gezielt weiterzuentwickeln. Das Ergebnis im Wettbewerb belegt, dass wir ein hervorragendes Team auf die Beine gestellt haben.

Wie hat sich die Prozessqualität verändert?

Roland Diehm: Wir haben mit unserem Ansatz tatsächlich die Transparenz auf allen Ebenen nach oben geschraubt. Die Kommunikation ist sehr offen angelegt – ich glaube, es ist nicht übertrieben, hier von einer ganz eigenen Kultur zu sprechen. Wir haben eine Umgebung geschaffen, in der sich jede und jeder äußern kann, ohne eine Korrektur nach klassischem Top-down-Ansatz zu bekommen. Hier weiß jeder dank der neu eingeführten Tools wie Shopfloor-Management und Visual Planning genau, was der andere macht. Sämtliche Informationen wurden zentral zusammengefasst und können jeweils am benötigten Ort abgerufen werden, so dass der Produktionsprozess reibungslos und ohne Unterbrechung abläuft. Auf Abweichungen können wir frühzeitig bereits im Auftragseingang entsprechend reagieren.

Hat dieser neue Prozess auch Auswirkung auf die Maschinen draußen beim Kunden?

Joachim Brönner: Das kann man tatsächlich bejahen. Denn wir haben bereits bei der Zusammenstellung des Teams darauf geachtet, dass etwa QS-Beschäftigte in die Fertigung integriert werden und bereits während der Montage Abweichungs-Management betreiben. Sprich: Qualitätssicherung findet bereits während des Wertschöpfungsprozesses statt und nicht erst an dessen Ende. Das digitale Prüfprotokoll im Rahmen der Fertigung trägt ebenfalls zur Qualität der fertigen Maschine bei.

Was sind die nächsten Ziele bei Ersa in puncto Prozesse?

Joachim Brönner: Wir arbeiten daran, das Shopfloor-Management mit entsprechenden Regelbesprechungen auf den gesamten Konzern auszurollen und auch andere Bereiche wie Auftragszentrum, Entwicklung, Vertrieb etc. darin einzubeziehen. Wir freuen uns über diese Auszeichnung. Aber wir bleiben nicht auf dem jetzigen Stand stehen, sondern optimieren unsere prozessualen Ansätze stetig weiter. Von der „Operative Excellence“ der neuen Ersa Fertigung profitiert künftig sicher der gesamte Kurtz Ersa-Konzern.