Fabrik des Jahres

Schlüsselfaktor Teamleistung!

Kurtz Ersa hat mit seinem Werk in Bestenheit den GEO-Award „Fabrik des Jahres 2021“ gewonnen. Der Preis gehört zu den begehrtesten Auszeichnungen für Unternehmen und zeigt die hohe operative Performance, die im Werk der Ersa GmbH tagtäglich erbracht wird. Eine grandiose Teamleistung war die Grundlage für den Erfolg. Der neue und alte CEO von Kurtz Ersa geben hierzu interessante Einblicke.

Was hat Sie motiviert, am Wettbewerb teilzunehmen?

Ralph Knecht: Initialzündung war ein Besuch beim Ersa Kunden Siemens, der vor einigen Jahren den Award gewonnen hatte. Siemens hatte bemerkenswerte Erkenntnisse aus der Teilnahme gezogen. Zudem waren wir uns im Vertrieb schnell einig, dass der Award das richtige Signal für unsere Kunden sei, dass wir über optimale Prozesse verfügen. Und auch nach innen war der Benchmark wichtig und ein gutes Signal für alle Beteiligten. Das hat eine starke Motivation ins Unternehmen gebracht.

Rainer Kurtz: Wir kennen „Fabrik des Jahres“ schon seit vielen Jahren als vielbeachteten Preis. Als ein paar Wochen später die Ausschreibung zur Fabrik des Jahres 2022 bei mir in der Post landete, war klar, dass wir teilnehmen sollten, um die neue Halle, das neue Lager und vieles mehr von extern bewerten und einen breit angelegten Benchmark durchführen zu lassen. Um ehrlich zu sein: Es war schon immer ein heimlicher Wunsch, hier mitzumachen und zu gewinnen – jetzt haben wir es geschafft, nicht zuletzt wegen des guten EBIT und des umfassenden Digitalisierungsprogramms in 2021!

Ralph Knecht, bisher Ersa Geschäftsführer und neuer Kurtz Ersa-CEO
Ralph Knecht, bisher Ersa Geschäftsführer und neuer Kurtz Ersa-CEO

2021 haben wir im zweiten Anlauf gewonnen – wo hat es bei der ersten Bewerbung noch gefehlt?

Ralph Knecht: In der ersten Ausschreibung haben wir sehr viel gelernt – auch über den eigentlichen Benchmark hinaus – und konnten uns für die zweite Runde dann deutlich verbessern. In 2020 war das Werk nicht in allen Prozessen optimal aufgestellt, wie das 2021 der Fall war. Zudem sind wir 2020 ja erst in die neue Halle gezogen, prozessual war da noch viel nachzubessern. 2021 war dann klar, worauf wir den Fokus richten müssen. Die erste Teilnahme haben wir somit als sehr gutes Lernfeld genutzt.

Rainer Kurtz: Kearney behauptet ja, dass im ersten Jahr keiner gewinnt. Selbst in der zweiten Runde gleich zu gewinnen ist eine ungewöhnliche Leistung.

Den Award gewinnt nur, wer gut organisiert ist. Was waren die wichtigsten Aspekte?

Ralph Knecht: Es geht nur zusammen mit dem Team – ausschlaggebend waren zudem die Zusammenstellung und die ganzheitliche Ausrichtung der Organisation. Zweiter Punkt war das Staufen-Projekt, das insbesondere die Optimierung der Prozesslandschaft beinhaltete und vor allem die Prozesse in der Halle, bei der Taktfertigung und im Logistikzentrum analysiert hatte. Auch Entwicklung, Erprobung sowie Montage- und Logistikprozess sind wesentliche Erfolgsfaktoren, die alle zusätzlich getragen werden von unseren durchgängigen Industrie-4.0-Lösungen.

Was machte den Sieg aus?

Ralph Knecht: Zuallererst ist hier das gesamte Team zu nennen. Unternehmenserfolg ist eine Mannschaftsleistung und die Krise war wirklich ein „Lackmus-Test“ für Teamleistung und Prozesse. Da haben alle an einem Strang gezogen, das war einzigartig. Zweiter Punkt ist das stimmige Gesamtkonzept, also die optimale Kombination aus agilen Prozessen, Lean- Organisation und hochmotivierten Menschen, alle mit ihren eigenen und besonderen Skills, die wir in unserer Hammer Academy vermitteln. Ebenfalls ein zentrales Element für den Erfolg sind unsere Digitale Transformation und alle Leistungen rund um Industrie 4.0. Für uns ist das gelebte „Konnektivität“ – Maschinen und Lötstationen sind online verbunden, es wird papierlos produziert, vieles ist über digitale Oberflächen steuerbar und das ICCS ist unser digitales Angebotszentrum. Der Award fokussiert natürlich auch auf Prozesse und da bietet unser Neubau ein Gesamtkonzept von der Entwicklung bis zur Fertigung, stets unterstützt durch das KEL mit passendem Just-in-time-Logistikkonzept samt kompletter Infrastruktur. Nicht zuletzt sind es hier die durchgängigen Prozesse – Lean, Kunde/Kunde mit hoher Durchgängigkeit und KPIs unterlegt –, die den Unterschied machen.

Rainer Kurtz, ehemaliger CEO, der den Kurtz Ersa-Konzern viele Jahre erfolgreich geführt hat
Rainer Kurtz, ehemaliger CEO, der den Kurtz Ersa-Konzern viele Jahre erfolgreich geführt hat

Im Gesamtkonzept steht die „KE Story“ ganz oben – bitte beschreiben Sie diese …

Rainer Kurtz: Wir haben eine klare Strategie in allen Geschäftsfeldern und im Wesentlichen steht da immer der Kundennutzen klar im Vordergrund. Alles, was wir tun, leiten wir davon ab. Wir wollen unseren Kunden die besten Produktionseinrichtungen bieten – danach richten wir uns langfristig aus, gestalten unsere Produkte und dazu muss auch die Fertigung passen. Das Streben nach ständiger Verbesserung der Prozesse für immer bessere Kundenlösungen treibt uns schon seit Gründung im Jahr 1779 an. Auch nicht neu, aber wesentlicher Erfolgsfaktor ist unsere Belegschaft. Im Mittelpunkt stehen hier unsere Mitarbeiter, die mit Herz und Verstand bei der Sache sind und für unsere Kunden die besten Lösungen erbringen. Mit dem Begriff „One Family“ ist der Kurtz Ersa Spirit hier im Main-Spessart sowie im Ausland passend auf den Punkt gebracht.

Wichtiger Baustein des Gesamtkonzepts war das Corona-Management – was war hier am wichtigsten?

Rainer Kurtz: Wir sind das Thema sehr unaufgeregt und mit dem Bewusstsein der hohen Verantwortung angegangen. Wir haben ein super Team zusammengestellt aus Führungskräften, Mitgliedern von Hilfsorganisationen, Betriebsrat, … so waren wir immer top vernetzt und informiert und zeitlich immer vorn dran. Orientiert haben wir uns stets an den Vorgaben der Regierung. Durch unsere vorausschauende IT-Strategie konnten wir schnell und direkt auf Home Office, Videokonferenzen etc. umstellen. Und als der Impfstoff vorhanden war, haben wir bei uns die geimpft, die das wollten. Und so blieb unsere Firma die ganze Zeit sicher und wir kamen nie in eine wirkliche Gefahrensituation.

Ralph Knecht: Krankheitsfälle haben wir konsequent vom Unternehmen ferngehalten und so die Arbeitsfähigkeit durchgängig sichergestellt. In allen Standorten haben die gleichen Regeln gegolten, dadurch war eine hohe Transparenz vorhanden. Im Operativen haben wir das entsprechend angepasst und damit die Lieferfähigkeit aufrechterhalten.

Permanent im Dialog: Ralph Knecht (li.) und Rainer Kurtz
Permanent im Dialog: Ralph Knecht (li.) und Rainer Kurtz

Die Performance in der Krise und die hohe Wertgenerierung wurden im Gesamtkonzept als wichtig eingestuft ...

Rainer Kurtz: 2020 hatten wir einen Einbruch auf Kundenseite, 2021 hatten wir ein Rekordjahr. Wir sind flexibel, agieren schnell und sind für alle Situationen gut aufgestellt und können Schwankungen direkt abfedern.

Ralph Knecht: Wir sind sehr flexibel, was man daran gesehen hat, dass wir die Produktion innerhalb von sechs Monaten verdoppeln konnten. Das haben wir zusammen mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern geregelt und konnten so die hohe Flexibilität mit der Belegschaft erreichen.

 

Leadership und Führung sind relevante Aspekte. Worauf legen Sie besonderen Wert?

Ralph Knecht: Regelmäßige Kommunikation mit allen, um Regelungen transparent und offen zu vermitteln. Optimierungsprozesse verlangen besondere Führungsqualitäten – da muss man manchmal an die Grenze gehen und Belastungsspitzen gut managen. Aber mit unserer neuen Organisation im Werk war der Grundstein dafür gelegt und die Umsetzung hat prima geklappt. Wesentliches Element unseres Leadership-Ansatzes ist dabei Vertrauen. Da wird manchmal kontrovers, aber immer offen diskutiert – und am Ende steht ein Konsens, der von allen getragen wird.

Ein Team, ein Ziel: das Ersa Team auf der Productronica 2021 in München
Ein Team, ein Ziel: das Ersa Team auf der Productronica 2021 in München

Blick nach vorn: Wir sind gut, können aber noch besser werden. Wie geht es weiter?

Ralph Knecht: Learnings aus diesem Jahr wollen wir konsequent umsetzen. Also: Wo gibt es konkrete Punkte, die wir besser machen können? Das wurde im Audit direkt zurückgemeldet. Und zweitens: das Ausrollen auf den gesamten Konzern. Konkret sind wir mit dem Tools-Bereich gestartet und werden eine Verdoppelung des Volumens erreichen. Das Projekt wurde direkt nach Preisvergabe gestartet und ist bereits in voller Umsetzung.

Rainer Kurtz: Zudem rollen wir das in Richtung andere Business Units aus – ich denke etwa an die Kurtz GmbH & Co. KG. Hier finden bereits erste Abstimmungen statt. Vor allem für den 3D-Druck sehen wir großes Potential. Wir wollen voneinander lernen und nicht aufhören, besser zu werden.

 

Ein kurzes Fazit des neuen CEO?

Ralph Knecht: Es war insgesamt ein sehr spannender Prozess – für die Firma, aber auch das Team. Man wird sehr transparent. Eines der Highlights war das Assessment, wie gut man als Team stattfindet und wie die Leute ineinander verzahnt und abgestimmt agieren. Der Benchmark von außen ist ein großer Benefit. Intern laufen regelmäßige Prüfungen, aber der externe Blick hat uns nochmals gepusht, um die richtigen Stellschrauben zu finden. Eine Top-Aktion und eine herausragende Teamleistung!